In den dünn besiedelten Waldlandschaften
Nordost-Griechenland ist die ökologisch vielseitigste Region Griechenlands. Die Palette reicht von mediterranen Stränden, Macchien, Lagunen, Süßwasser-Seen, Deltas und Flusslandschaften über mitteleuropäisch anmutende montane Laub- und Nadelwälder bis zu alpinen, baumlosen Gipfelregionen 2.000 Meter über dem Meer. Entsprechend artenreich ist die Tier- und Pflanzenwelt. In den dünn besiedelten Waldlandschaften tummeln sich noch Bär und Wolf und in den Feuchtgebieten leben Flamingos, Pelikane, Kormorane, Zwergscharben, Reiher, Löffler, Möwen, Seeschwalben und Limikolen. Ein Greifvogelschutzgebiet an der türkischen Grenze beherbergt die letzten Mönchsgeier Osteuropas und an die zwanzig weitere Greifvogel-Arten. Auf der Exkursion versuchen wir einen Teil dieser naturräumlichen Vielfalt kennen zu lernen.
1. Tag: Flug von Frankfurt nach Thessaloniki, anschließend weiter Richtung Kavala. Je nach Ankunftszeit werden wir auf dem Weg zum Hotel kurze Stopps machen. Am Koronia-See sind meist Flamingos und Pelikane sowie möglicherweise ein erstes ornithologisches Bonbon, der Kurzfangsperber, zu beobachten. Abends erreichen wir unser Quartier in Keramoti an der Mündung des Nestos.
2. Tag: Vormittags fahren wir zu einem Aussichtsplatz auf 900 m Höhe, der einen fantastischen Einblick in die Nestos-Schlucht ermöglicht. Wir können dort Kurzfangsperber, Schwarzstorch, Stein- und Schlangenadler beobachten. Ab 10 Uhr, wenn die Thermik richtig einsetzt, kommen Gänse- und Schmutzgeier die Schlucht herunter gesegelt. Blühender Wild-Flieder, rote Wildtulpen und andere Bergblumen bereichern das Panorama. Mittags fahren wir zur Nestos-Schlucht bei Toxotes. Während einer Wanderung können Flussregenpfeifer, Blutspecht, Trauermeise, Felsenschwalbe und verschiedene Amphibien und Reptilien gesehen werden. An beschatteten Felsen blüht Haberlea rhodopensis, eine der wenigen europäischen Arten der Gesneriaceen (Usambaraveilchen). Abends sind wir wieder in Keramoti, wo wir noch zu Fuß die Lagunen nördlich von Keramoti in Augenschein nehmen können (Seiden-, Nacht- und Rallenreiher, Zwergscharben, Spornkiebitz, Stelzenläufer, Sanderling, Zwerg- und Sichelstrandläufer).
3. Tag: Morgens fahren wir in die Gipfelregion des Pangeon-Gebirges (ca. 1.800 m). Bei einer Wanderung in der Mattenregion, über blühende Krokuswiesen, können wir Alpendohle, Steinrötel, Ohrenlerche, Alpenbraunelle, Steinschmätzer, Bergpieper und Hausrotschwanz sehen.
Danach Abfahrt auf 1.300 m in die Buchenregion. Dort werden oft Schwarzspecht, Blutspecht, Kurzfangsperber, Zaunammer, Baumpieper und mit etwas Glück Wanderfalke beobachtet, aber auch die Frühlingsblumen sollen hier nicht zu kurz kommen (z.B. Fritillaria und Blaukissen).
Nachmittags Fahrt zur griechisch-römischen Ausgrabungsstätte Philippi. Dort fand vor 2.000 Jahren die größte Schlacht der Antike statt (Römer gegen Römer!). In der Ausgrabungsstätte lassen sich nebenher sehr schön Mittelmeersteinschmätzer, Felsenkleiber, Zaunammer, Blauracke, Blutspecht und eventuell Wanderfalke und Adlerbussard beobachten.
4. Tag: Vormittags Fahrt nach Agiasma, wo in verschilften Lagunen Bartmeise, Drossel-, Schilf- und Teichrohrsänger, verschiedene Reiherarten und der Spornkiebitz beobachtet werden können. Im April wurde dort schon mehrfach das Kleine Sumpfhuhn aus nächster Nähe gesehen. Nachmittags geht es ins Nestos-Delta, wo wir Bienenfresser und möglicherweise Maskenwürger sowie Häherkuckuck zu sehen bekommen. Wir gehen zu Fuß durch einen Auwaldrest mit Altarmen und vielen Lianen an den Bäumen. Beutelmeise, Drosselrohrsänger und Blassspötter sind überall zu hören. Auf schwimmenden Baumstämmen sonnen sich Europäische- und Kaspische Sumpfschildkröten und in einem verschilften Tümpel brütet der Purpurreiher. Am späten Nachmittag können wir am Hotel eine Strandwanderung unternehmen (Seeregenpfeifer und andere Limikolen); mit dem Spektiv können Mittelmeer- und Gelbschnabelsturmtaucher beobachtet werden. Außerdem steht einem erfrischenden Bade im Meer nichts im Wege.
5. Tag: Heute fahren wir nach Osten, an einige Lagunen östlich der Nestosmündung, wo es meist Seiden-, Silber-, Grau-, Purpur- und Nachtreiher, Flamingos, Zwerg-, Fluss-, Brand- und Lachseeschwalben zu sehen gibt. Danach zum Mitriku-See (Ismarida-See), an dem oft Schwarzkopfmöwen, Trauer- und Weißbartseeschwalben, Moorente, Seeadler, Schlangenadler, Blauracke und Kappenammer beobachtet werden.
6. Tag: Heute können, je nach Wetterlage und Stimmung in der Truppe, einige der schon besuchten Orte nochmals aufgesucht werden, um verpasste Arten zu suchen.
7. Tag: Nach dem Frühstück wechseln wir das Quartier und fahren nach Tichero am Fluss Evros, der die Grenze zur Türkei bildet. Nachmittags Exkursion am Evros und zum Kapsalos-Felsen. Schlangen-, Zwerg- und Schreiadler sind hier nicht selten, es wurde auch schon der Kaiseradler gesehen. Am Kapsalos sehen wir in der Regel Mönchs- und Gänsegeier, Wanderfalken kreisen um die Antennen-Anlage, und die Blaumerle sitzt auf den Felsspitzen.
8. Tag: Morgens Fahrt nach Dadia zu einem Geierfutterplatz. Dort sind fast immer Schwarzstorch, Mönchs-, Gänse- und Schmutzgeier zu sehen. Den Rückweg vom Futterplatz nach Dadia gehen wir zu Fuß durch den Wald, wo wir meist weitere Greifvögel zu Gesicht bekommen, ebenso auf einer anschließenden Wanderung entlang des Flusses, der unterhalb von Dadia fließt (alle drei Geierarten, Habicht, Kurzfangsperber, Schreiadler, Zwergadler, Schlangenadler, Adlerbussard, Lannerfalke, außerdem Maskenwürger, Flussregenpfeifer, Kappenammer, Bienenfresser). Nachmittags Fahrt nach Süden durch endlose unbewohnte Wälder (u.a. Schlangen- und Zwergadler) ins Evros-Delta. An einer Felswand haben wir schon oft Blaumerle und Zippammer gesehen, vielleicht zeigt sich der Heckensänger wieder. Im Delta wandern wir entlang der großen Lagune. Hier wurden schon Zwerg- und Schwarzkopfmöwen, Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Alpen- und Zwergstrandläufer, Odinshühnchen, Rot- und Grünschenkel sowie Brachpieper, Kurzzehenlerche und Isabell-Steinschmätzer, Bläss-, Brand- und Rostgans, Schnatter-, Stock-, Knäk-, Moor- und die seltene Weißkopf-Ruderente nachgewiesen.
9. Tag: Wir fahren nach Dadia, von dort nach Westen zum Sapka-Pass (1.000 m NN) und machen eine kurze Wanderung. Auf einer Lichtung im Eichenwald, auf der Traubenhyazinthen, Schlüsselblumen und Veilchen blühen, werden auch oft Schwarzspecht, Blutspecht, Misteldrossel, Halbringschnäpper und Berglaubsänger beobachtet. Danach Weiterfahrt durch türkische Dörfer nach Paranesti, wo wir übernachten und am späten Nachmittag noch eine Exkursion am Nestosufer machen.
10. Tag: Es geht zunächst in das Falakron-Gebirge nördlich von Drama. Eine Teerstraße führt bis auf 2.000 m NN. Unterwegs sind Steinrötel und Trauermeise möglich. Bei schönem Wetter steigen wir auf den Gipfel (2.230 m), bewundern auf dem Weg die blühende Gebirgsflora und halten nach Ohrenlerche, Steinschmätzer, Bergpieper, Alpendohle, Alpenkrähe und Mauerläufer Ausschau. Falls es bewölkt ist, beschränken wir uns auf einen Rundgang um den Kessel unterhalb des Gipfels. Dann fahren wir weiter zum Kerkini-See, wo wir unser letztes Quartier beziehen.
11. Tag: Morgens Bootsfahrt auf dem Kerkini-See zu einer Kormoran-Kolonie, in der auch Zwergscharbe, Löffler, Seiden-, Nacht-, Rallen- und Graureiher brüten.
Außerdem kann man Rosa- und Krauskopfpelikan (der dort auch auf einer künstlichen Plattform brütet), Uferschwalbe, Weißbart- und Trauerseeschwalbe beobachten. Nachmittags können wir bei einer Rundfahrt um den See alle diese Arten nochmals in Ruhe beobachten, mit etwas Glück dazu noch Raubseeschwalbe und Rosenstar.
12. Tag: Vormittags werden wir noch einmal das Ostufer des Kerkini-Sees besuchen, mit verschiedenen Beobachtungs-Stopps. Nachmittags Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Frankfurt.