Vogelzug auf der Grünen Insel
Der goldene Herbst! Für die Vögel fängt er Ende August schon an, und eine Reise im südlichen Irland verspricht zur Zugzeit viel. Große Sturmtaucher vom südlichen Atlantik, amerikanische Grasläufer und Graubruststrandläufer gehören zu den regelmäßigen Irrgästen. Der Singvogelzug von Großbritannien und Nordeuropa ist in vollem Gang. Limikolen und Seevögel bilden den Schwerpunkt dieser Reise. Die Fahrt an der Küste führt uns zu wunderbaren Küstenfeuchtgebieten in der Grafschaft Wexford, zu den Limikolenstränden bei Ballycotton und weiter zur fabelumwobenen Insel Cape Clear. Diese Insel ist bekannt als einer der besten Punkte zur Seevögelbeobachtung und bietet uns die Möglichkeit, echte Seltenheiten, auch an Landvögeln, zu finden. Die gewählte Strecke ist landschaftlich sehr abwechslungsreich, und auch die Rückfahrt nach Dublin bietet immer wieder Neues. Für Ornithologen ist die Südküste Irlands ganz einfach “the place” zu dieser Jahreszeit. Folk Music, Dolmen und irische Geschichte gehören mit zu dieser Reise – lassen Sie sich bei einem Guinness am Abend vom Zauber der grünen Insel erfassen!
1. Tag: Flug von Frankfurt nach Dublin. Sie haben Gelegenheit, etwas von Dublin zu sehen, und unser erster ornithologischer Stop ist am North Bull: Uferschnepfe, Grünschenkel, Kiebitzregenpfeifer, Alpenstrandläufer und Knutt sind meist noch im Sommerkleid. Weiter geht die Fahrt in die Grafschaft Wexford zu einem herrschaftlichen Landhaus. Ein warmes Willkommen und ein gutes Essen erwarten uns hier. Bei einem abendlichen Spaziergang im Park sehen wir Hohltaube, Waldbaumläufer und Tannenmeise (irische Unterart).
2. Tag: Vormittags beobachten wir im Hafenbecken von Wexford Zwergseeschwalben beim Fischen. Auch Goldregenpfeifer, Pfuhlschnepfe und Regenbrachvogel suchen auf den Wattflächen nach Nahrung. Nachmittags beobachten wir rund um den Tacumshin See, der soviele Wasservögel und Limikolen wie sonst kaum ein anderer See in Irland hat. Die heimliche Wasserralle, Schnatterenten, Knäckenten, Löffelenten, Dunkler Wasserläufer, Zwergstrandläufer und Sichelstrandläufer finden sich in diesem Gebiet. Amerikanische Limikolen wie Grasläufer und Graubruststrandläufer kommen hier mit erstaunlicher Regelmäßigkeit vor, und während dieser Reise haben wir öfters Gelegenheit, solche Seltenheiten zu finden.
3. Tag: Im Lady´s Island Lake brüten Mittelsäger und Schwarzkopf-Ruderente. Oft jagt ein Merlin über den nahen Sanddünen Feldlerchen und Strandpieper. Hier blüht auch das seltene Cotton Weed (Otanthus maritimus) an seinem letzten Standort auf den Britischen Inseln. Früh am Morgen und wieder abends fahren wir zum Carnsore Point, einem idealen Aussichtspunkt, um Baßtölpel, Große Raubmöwen, Schmarotzerraubmöwen, verschiedene Lummen und Alke, Atlantiksturmtaucher und Sterntaucher zu beobachten. Am Abend dieses Tages werden wir fünf verschiedene Seeschwalben gesehen haben: Zwergseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Brandseeschwalbe, Flußseeschwalbe und die elegante Rosenseeschwalbe – ein echter Genuß!
4. Tag: Das kleine Fischerdorf Ballycotton liegt zwischen der Stadt Cork und Knockadoon Head in einem der abwechslungsreichsten Biotope Irlands. Waldwasserläufer (selten in Irland), Bruchwasserläufer, Uferschnepfen, Sand- und Flußuferläufer finden sich hier, und schon oft haben wir das Glück gehabt, einen Fischotter zu beobachten. Alle Unterkünfte auf dieser Reise sind sorgsam ausgesucht und bieten auf ihre Art immer etwas Besonderes. Eine Auswahl an Fisch, wie Lachs, und andere Meeresfrüchte stehen fast jeden Abend auf unserem Menü. Die irische Küche hat einen guten Ruf. Sehr lecker sind auch die hausgemachten Brotsorten.
5. Tag: Es geht weiter nach Mizen Head, dem westlichsten Punkt unserer Reise. Auf dieser spektakulären Halbinsel besuchen wir den alten Leuchtturm, heute nur noch von Strandpiepern bewohnt. Alpenkrähen segeln hier im Wind, und von der Leuchturmplattform können wir ausgezeichnet Seevögel wie Atlantiksturmtaucher und Baßtölpel beobachten.
6. Tag: In Baltimore schiffen wir uns auf die Fähre nach Cape Clear ein. Krähenscharben, Tordalke und Trottellummen schwimmen in Trupps auf dem Wasser, und über unseren Köpfen gleiten Baßtölpel und Dreizehenmöven, deren aufregende Fischjagd wir beobachten können, manchmal gestört durch eine Große Raubmöwe. Auf Cape Clear werden wir viel zu Fuß unterwegs sein, denn nur wenige Inselbewohner sind hier motorisiert. Abends schauen wir in der Vogelwarte vorbei, um aktuelle Beobachtungen auszutauschen.
7. und 8. Tag: Die Vogelwarte auf Cape Clear besteht seit 1959 und dient vor allem dem Studium des Zugverhaltens von See- und Singvögeln. Standvögel auf der Insel sind Wanderfalke, Kolkrabe und Felsentaube. Das milde Klima schenkt uns um diese Jahreszeit blühende, wilde Fuchsienhecken und leckere Brombeeren entlang kleiner Steinmäuerchen. Vor allem bei südwestlichen Winden kann man im September Dunkle Sturmtaucher, Sturmschwalben, Große Raubmöwen und Schmarotzerraubmöwen regelmäßig beobachten. Große Sturmtaucher sind gerade um diese Jahreszeit oft ebenfalls vertreten. Andere große Meeresbewohner, die an Cape Clear vorbeiziehen, sind Delphine, verschiedene Wale und sogar Riesenschildkröten! Südöstliche Winde sind wiederum besser für den Singvogelzug und Grasmücken, Schmätzer, Fliegenschnäpper und verschiedene Kehlchen ziehen in großer Vielfalt, wenn auch in kleinerer Anzahl durch.
9. Tag: In den Meeresbuchten bei Clonakilty, einem alten und sehr irischen Marktstädtchen, rasten hunderte von Uferschnepfen und viele andere Limikolen wie Grünschenkel, Knutt, Alpenstrandläufer, Sandregenpfeifer und Kampfläufer. Auch Pfeifenten und Krickenten sind vertreten. Weiterfahrt nach Ardmore und abends Klippenspaziergang. Die gälische Sprache ist in dieser entlegenen Ecke der Grafschaft Waterford noch weit verbreitet und irische Kultur kann man hier noch hautnah erleben. Heute abend werden wir in einem Pub traditionelle irische Folk Music hören – die Musiker finden sich zwanglos zusammen, packen ihre Instrumente aus und eine Session kommt zustande!
10. Tag: Im Hafenbecken von Ardmore, einem kleinen Fischerort, sehen wir Krähenscharben, Dreizehenmöwen, Trottellummen und Strandpieper. In den Gärten des nahen Leuchtturms finden sich oft rastende Zugvögel. Finden wir dort positive Anzeichen von einem Einfall an Zugvögeln, werden wir eine weitere Halbinsel erkunden, die mit wilder Küste und Populationen von Wanderfalke, Kolkrabe und Alpenkrähe so typisch ist für Irlands zerklüftete Atlantikküste. Die Wattflächen bei Dungarvan bieten im Kontrast dazu tausende von Limikolen, und die verschiedenen Arten geben uns Anlaß, Identifizierung und Altersbestimmung zu üben.
11. Tag: Die Wicklow Mountains sind ein landschaftlich sehr einnehmender Gebirgszug südlich von Dublin. Bei Glendalough besichtigen wir einen alten Rundturm, eine architektonische Eigenart früher irischer Kirchen. Auf den moorigen Bergrücken sehen wir mit etwas Glück Schottische Moorschneehühner, Wasseramseln, Eisvögel und Gebirgsstelzen finden sich an den klaren Bergflüssen und in den Wäldern sind Schwanzmeise, Eichelhäher, Baumläufer, Wintergoldhähnchen und Erlenzeisig. Unsere Artenliste wird am Ende der Reise bei mehr als 120 Arten liegen.
12. Tag: Je nach Abflug bleibt uns Zeit, noch einmal an die Küste zu fahren, oder für einen kurzen Bummel durch Dublin. Flug von Dublin nach Frankfurt.